Fehler sind menschlich: Verzeihe dir selbst und lerne daraus

von Viola Borngräber

8/7/20243 min read

Wir alle machen Fehler. Egal, wie sehr wir uns bemühen, perfekt zu sein, Fehler sind unvermeidlich und gehören zum Menschsein dazu. Doch oft sind wir uns selbst gegenüber viel härter, als wir es mit anderen wären. Wir verurteilen uns für unsere Fehler, tragen Schuldgefühle und Scham mit uns herum und vergessen dabei, dass es in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein. Ich möchte heute mit euch darüber sprechen, warum es so wichtig ist, sich selbst zu verzeihen und aus Fehlern zu lernen.

Fehler sind ein natürlicher Teil des Lebens und des Lernprozesses. Jetzt mal ehrlich, wo wären wir, wenn wir nach dem ersten Gehversuch sitzen geblieben wären? Als kleine Kinder stehen wir ganz selbstverständlich wieder auf. Ein Hinfallen ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken oder aufzugeben. Fehler passieren, weil wir Menschen sind und niemand alles wissen oder immer richtig handeln kann. Wir sind eine Mischung aus Prägung, Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen, und Fehler können durch Unwissenheit, Missverständnisse, mangelnde Erfahrung oder einfach durch Pech passieren. Sie sind keine Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz, sondern eine Gelegenheit zu wachsen und sich zu entwickeln.

Wenn wir älter werden, neigen wir dazu, uns selbst mit negativen Gedanken zu bombardieren, wenn wir Fehler machen. Denn irgendwann in unserer Erziehung sind wir falsch abgebogen. Das heißt, wir haben durch Äußerungen unserer Bezugspersonen den Eindruck bekommen, Fehler machen wäre etwas Schlechtes, etwas Schlimmes. Während der eingangs erwähnte ''Plumper'' aus dem Windelpo von unserem Umfeld noch als niedlich betitelt wird und alle Erwachsenen um uns herum es mit ''Das macht nichts'', ''Einfach wieder aufstehen'', ''Du schaffst das, versuch's nochmal'' kommentieren, so reagieren sie im Laufe unseres Lebens in anderen Situationen oft genervt, gestresst, gereizt, verständnislos und manch einer sogar laut. Meist hat es aber gar nichts mit uns selbst zu tun.

Das Ganze läuft ungefähr so ab:

Mama ist genervt, weil sie zu wenig geschlafen hat, Papa hat vergessen, das Altglas mitzunehmen, der Hund hat heute früh schon wieder etwas vom Küchentresen geklaut und der Kaffee ist alle. Wir kommen plappernd an den Frühstückstisch und vor lauter Elan, und weil wir eben Menschen sind, rucken wir an den Tisch und der frisch gepresste Orangensaft kippt um. Und tadaaa... Mama zieht die Augenbrauen hoch, erschrickt sich, guckt verärgert oder wird im schlimmsten Fall sogar laut. Und zack... auf einmal fangen wir an, Fehler nicht mehr als etwas Positives zu sehen. Sätze wie „Wie konnte ich nur so dumm sein?“ oder „Ich werde das nie hinkriegen“ sind typische Beispiele für den negativen Selbstdialog, den viele von uns im Laufe ihres Lebens führen. Fehler machen ist auf einmal nichts mehr, was uns zu wachsen hilft. Es ist eine Quelle der Schuldgefühle und Scham geworden, unter denen unser Selbstwertgefühl erheblich leiden kann und die uns daran hindern, vorwärts zu gehen und aus unseren Erfahrungen zu lernen.

Das klingt jetzt erst einmal ziemlich frustrierend. Das ist es auch, wenn man im Unbewussten bleibt. Anders wird es aber, wenn wir es aus unserem Unterbewusstsein in unser Bewusstsein holen und anfangen, das zu tun, was den Menschen von Tieren unterscheidet, zumindest nach dem aktuellen Erkenntnisstand. Wir können eine beobachtende Perspektive einnehmen. Wir können uns anfangen, durch eine andere Brille zu sehen. Wir können Fehler als Dünger für Wachstum sehen. Wir können uns für Fehler aus der Vergangenheit selbst verzeihen. Selbstvergebung ist ein kraftvoller Prozess, der uns hilft, mit unseren Fehlern in Frieden zu kommen und weiterzumachen. Und wir können es üben.

Hier sind einige Schritte, die dir dabei helfen können:

Akzeptiere deine Fehler: Erkenne an, dass Fehler ein Teil des Lebens sind und dass jeder sie macht. Akzeptiere, dass du nicht perfekt bist und dass das in Ordnung ist.

Reflektiere, ohne zu urteilen: Schau dir deine Fehler an, um zu verstehen, warum sie passiert sind. Versuche, dies ohne Selbstverurteilung zu tun. Was kannst du aus dieser Erfahrung lernen? Wie kannst du es das nächste Mal besser machen?

Sprich mit dir selbst wie mit einem Freund: Sei freundlich und mitfühlend zu dir selbst. Überlege, was du einem guten Freund sagen würdest, der einen Fehler gemacht hat, und wende diese Worte auf dich selbst an.

Lass die Schuld los: Erlaube dir selbst, die Schuld loszulassen. Erinnere dich daran, dass du dein Bestes gegeben hast und dass du das Recht hast, Fehler zu machen und daraus zu lernen.

Fokussiere auf das Positive: Konzentriere dich auf die positiven Seiten und die Fortschritte, die du gemacht hast. Erinnere dich daran, dass jeder Fehler eine Chance zur Verbesserung bietet.

Fehler bieten uns wertvolle Lektionen, die uns helfen, zu wachsen und uns weiterzuentwickeln. Jede Herausforderung, jeder Rückschlag und jeder Fehler trägt zu unserer persönlichen und beruflichen Entwicklung bei. Anstatt uns für unsere Fehler zu bestrafen, sollten wir sie als Gelegenheiten sehen, die uns stärker und klüger machen.

Selbstvergebung ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einem gesunden und ausgeglichenen Leben. Indem wir lernen, uns selbst zu verzeihen und aus unseren Fehlern zu lernen, können wir unser Selbstwertgefühl stärken und unser volles Potenzial entfalten. Erinnere dich daran, dass du es verdienst, freundlich zu dir selbst zu sein und dass jeder Fehler eine Chance zur Verbesserung ist. Mache dir Mut, so wie du ein kleines Kind immer ermutigen würdest, einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Alles Liebe

Viola